Kurze Geschichte des Museumswesens in Stolp/Słupsk

Das Museumswesen in Stolp geht auf das Jahr 1910 zurück, in dem – anlässlich des 600-jährigen Jubiläums der Stadtgründung mit lübischem Recht – die Sammlungen des Vereins für Heimatkunde Hinterpommerns in Stolp der Stadt Stolp übereignet wurden. 1924 wurden sie im historischen Neuen Tor den Besuchern zugänglich gemacht.

Infolge des 2. Weltkriegs wurden die Exponate des Stolper Heimatmuseums verstreut. Die erste Bestandsaufnahme erhaltener Objekte wurde im Herbst 1945 durchgeführt. Es wurden dabei 613 Museumsstücke erfasst, die höchstwahrscheinlich nur 10% des Bestands der Vorkriegszeit darstellten. Diese erhaltenen Objekte bildeten dann den Grundstock des am 1. Mai 1948 an seinem alten Sitz reaktivierten Museums in Stolp, nun Słupsk.

Seit dem 12. Juni 1965 hat das Museum in Słupsk im Schloss der pommerschen Herzöge seinen Sitz.Das Schloss wurde Anfang des 16. Jahrhunderts auf Geheiß des Greifenherzogs Bogislaw X. (1454-1523) erbaut. Im 2. Weltkrieg weitgehend zerstört, wurde es zunächst nur gesichert. 1958 begannen Umbauarbeiten zum Sitz des Słupsker Museums, das hier 1965 einzog.

Zum Museum gehören auch:

  • die im 14. Jahrhundert entstandene Schlossmühle (eines der ältesten Wirtschaftsgebäude auf dem Gebiet des heutigen Polen) mit ethnografischen Ausstellungen und einer Werkstatt für Folklore, Volkskunst und Kunsthandwerk,
  • das Mühlentor  aus dem 14. Jahrhundert, mit benachbartem Fachwerkhaus, in denen die konservatorischen Werkstätten, die Bibliothek sowie die Verwaltung des Museum befinden,
  • der Richter-Speicher  aus dem 18. Jahrhundert, dessen Versetzung von der Ul. Kopernika (früher Amtsstr.) und der Wiederaufbau am heutigen Standort in den Jahren 1991-1998 von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit aus Mitteln der BRD finanziert wurde – mit Museumsdepots und einer technischen Werkstatt sowie einer gemütlichen Teestube.
  • zwei am gegenüberliegenden Flussufer stehende, denkmalgeschützte Speicher: ein größerer, weißer (mit fünf Geschossen und Dachgeschoss) vom Anfang des 19. Jahrhunderts, und ein kleinerer, roter (mit vier Geschossen) vom Anfang des 20. Jahrhunderts.

Zur Geschichte des Weißen Speichers und seiner Sanierung
Der „Weiße Speicher“ ist eines der wertvollsten Wirtschaftsgebäude in Słupsk. Es steht an der ehem. Wasserstr. (heute: Szarych Szeregów-Str.). Mit dem Bau dieses dem preußischen Militär gehörenden Magazins, das zur Lagerung des Futters für Pferde genutzt werden sollte, wurde 1804 begonnen. Zwar wurden die Bauarbeiten erst 1814 beendet, doch ist das Gebäude (Grundmauern) schon auf einem Stadtplan von 1811 verzeichnet. Es war eines der wenigen Lagergebäude am östlichen Stolpeufer und zeichnete sich von den anderen Fachwerkbauten nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch den Anstrich der Wände aus. Es war das erste Speichergebäude, in dem damals modernste Konstruktionslösungen zur Anwendung kamen sowie eines der ersten, deren Wände mit Mauerwerk ausgefacht und verputzt waren. Seine äußere Form wurde nach damals neuesten architektonischen Trends entworfen, im klassizistischen Stil und mit wenig Dekor.
Das Gebäude wurde bis 1945 als Speicher genutzt. Nach 1945 diente es verschiedenen Zwecken: als Gefängnis (Durchgangslager) für deutsche Einwohner der Stadt, Kornspeicher, oder Lager für Haushaltsgeräte. 1995 kam es in Privatbesitz und wurde als Magazin genutzt.
2012 wurde das Grundstück von der Selbstverwaltung der Woiwodschaft Pommern erworben, die im Dezember 2013 – zusammen mit dem Weißen und dem daneben stehenden Roten Speicher – dem Slupsker Museum übereignet hat. Das Museum hat ein Projekt zur Sanierung beider Gebäude erarbeitet, die nun kulturellen und gemeinnützigen Zwecken dienen sollten. Die Bauarbeiten am Weißen Speicher dauerten von Anfang 2017 bis Mitte 2018. Anschließend wurde das Innere des Speichers neu eingerichtet, in dem Ausstellungen und Depots Platz fanden. Der Aufbau der Ausstellungen dauerte bis Mitte 2019. Durch seine neue Funktion und Eröffnung für Besucher am 11.07.2019 erhielt das Gebäude nach 200 Jahren seine alte Pracht zurück und trat in ein neues Kapitel seiner Geschichte ein.

In den mittleren Etagen des Weißen Speichers (Eröffnung am 11. Juli 2019) sind modern ausgestattete Ausstellungen untergebracht, die Stanisław Ignacy Witkiewicz (1885–1939) und Analogien zu seinem Schaffen gewidmet sind. Im obersten Geschoss gibt es die Ausstellung „Słupsk/Stolp – Stadt und Menschen im 20. Jahrhundert“.
Im Roten Speicher sind museumspädagogische Räume, die Museumsbibliothek mit Leseraum, eine konservatorische Werkstatt und Depots geplant.
Das Gelände um die Speicher soll Kulturzwecken dienen und unter anderem für Freilichtausstellungen genutzt werden.

Zum Museum gehören zwei Außenstellen: das in den 1960er Jahren gegründete Slowinzische Dorfmuseum in Kluki/Klucken, wo das Gedenken an frühere Bewohner dieses Landstriches, die Slowinzen, gepflegt wird, sowie das 2005-2013 mit EU-Fördermitteln errichtete Museum für pommersche Volkskultur in Swołowo/Schwolow.